Am 8. November 2025 wurde in Bozen ein besonderes Jubiläum gefeiert: Die Accademia Italiana di Storia della Farmacia (AISF) beging den 75. Jahrestag ihrer Gründung – exakt an dem Ort, an dem sie 1950 vom damaligen Bozner Apotheker Giulio Conci ins Leben gerufen worden war. Im Rahmen der Jubiläumstagung hielt Univ.-Prof. Dr. Christian Wiedermann, Forschungskoordinator des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen, einen Vortrag über einen Rettungskasten aus dem Ersten Weltkrieg.

Die Veranstaltung wurde von der Apothekerkammer Südtirol organisiert und stand unter der Schirmherrschaft der AISF. Das Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen war nicht nur als wissenschaftlicher Partner vertreten, sondern gestaltete die Tagung auch aktiv mit – durch einen Beitrag zur lokalen Gesundheits- und Pharmaziegeschichte.
Erinnerung als Forschung: Beitrag des Instituts
Univ.-Prof. Dr. Christian Wiedermann, Forschungkoordinator des Instituts, präsentierte ein einzigartiges Beispiel alpiner Sanitätsgeschichte: einen Rettungskasten aus dem Ersten Weltkrieg, der aus Sulden im Ortlergebiet stammt. Der fast vollständig erhaltene Kasten dokumentiert die pharmazeutische und medizinische Notfallversorgung in militärischen Extremsituationen – mit Originalbestandteilen, Gebrauchsanleitungen und ärztlichen Vermerken.
Mit seinem Vortrag unterstrich Prof. Wiedermann die Relevanz pharmaziehistorischer Forschung für die moderne Allgemeinmedizin – insbesondere im Hinblick auf Versorgungssicherheit, Arzneimittelhistorie und interprofessionelle Zusammenarbeit in Extremlagen.

600 Jahre Apothekentradition in Bruneck
Auch die regionale Pharmaziegeschichte stand im Fokus: Dr. Philipp Egger, Apotheker in Bruneck, rekonstruierte in seinem Vortrag die jahrhundertealten Besitzverhältnisse der dortigen Stadtapotheke. Die heute unter dem Namen „Apotheke Zieglauer“ bekannte Einrichtung befindet sich nachweislich seit dem Jahr 1319 in Familienhand – ein nahezu einzigartiges Beispiel für gelebte Kontinuität pharmazeutischer Versorgung.
Pionier aus Bozen: Giulio Conci
Dr. Ernesto Riva (Belluno) würdigte in seinem Vortrag das Leben und Wirken des Bozner Apothekers Giulio Conci, der 1950 die Akademie für Pharmaziegeschichte ins Leben rief. Conci war nicht nur Gründer, sondern auch überzeugter Vermittler pharmazeutischer Kultur – sein Erbe lebt in der heutigen AISF weiter.

Gesamtstaatliche Bedeutung – lokale Verankerung
Unter den Gästen befanden sich führende Mitglieder der AISF, darunter, Univ.-Prof. Chiara Beatrice Vicentini (Universität Ferrara, Präsidentin der AISF), Univ.-Prof. Giorgio Giacomo Mellerio (Universität Pavia, Vorstandmitglied der AISF) und Univ.-Prof. Giovanni Cipriani (Universität Florenz, Vizepräsident der AISF).
Ihre Anwesenheit unterstrich die wissenschaftliche Bedeutung der Veranstaltung und die Rolle Bozens als Gründungsort mit bleibender Strahlkraft.
Warum ist das wichtig?
„Für das Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen ist die Beschäftigung mit Medizingeschichte kein Selbstzweck, sondern Teil eines umfassenden Verständnisses von Gesundheitsversorgung – über Generationen hinweg. Die Tagung bot Gelegenheit, Vergangenheit und Gegenwart zu verbinden, historische Lehren für die Praxis zu reflektieren und das kulturelle Erbe der Pharmazie in Südtirol sichtbar zu machen“, betont Univ.-Prof. Dr. Christian Wiedermann in der Nachbetrachtung.
Wichtig zu wissen: Die einzelnen Artikel des Gesundheitsblogs des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen werden nicht aktualisiert. Ihre Inhalte stützen sich auf Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Belege, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung verfügbar sind. Gesundheitsinformationen aus dem Internet können eine persönliche ärztliche Beratung nicht ersetzen. Informieren Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin über mögliche Beschwerden. Weiter…