Eine Studie des Centre for Planetary Health Policy (CPHP) und KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. macht deutlich: Hitze ist eine stille, aber tödliche Gesundheitsgefahr in Europa. Durch einen Vergleich mit der Zahl der Verkehrstoten wird deutlich, wie gravierend aber vergleichsweise unsichtbar die Zahl von Hitzetoten in Europa durch klimawandelbedingte Hitzewellen ist.

KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit entstand 2017 als Netzwerk von Einzelpersonen und Organisationen aus dem deutschen Gesundheitsbereich. KLUG hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die gesundheitlichen Auswirkungen der Klimakrise aufzuklären und fühlt sich dem Konzept der Planetary Health verpflichtet: Die Gesundheit der Menschen hängt von der Gesundheit der Ökosysteme ab. Der Mensch kann nur gesund sein, wenn die Erde gesund ist. KLUG stellt seine Inhalte dem Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen zur Verfügung.
Hitze als tödlichste Folge des Klimawandels in Europa
Hitze trifft die Gesellschaft ungleich. Während der Straßenverkehr streng reguliert und überwacht wird, fehlen bei Hitze koordinierte Warnketten und Schutzmaßnahmen, Ressourcen zur Umsetzung von Hitzeaktionsplänen, Vorkehrungen für Katastrophensituationen, und öffentliche Aufmerksamkeit. Die aktuellen Zahlen machen deutlich: Die Zeit für entschlossenes Handeln ist jetzt.
Unsichtbare Gefahr: Hitze fordert mehr Menschenleben als der Straßenverkehr
Im Jahr 2023 wurden in den 27 EU-Staaten rund 44.600 hitzebedingte Todesfälle registriert. Das sind 2,2-mal so viele wie die 20.400 Verkehrstoten im selben Zeitraum. In 16 von 27 EU-Ländern überstieg die Zahl der Hitzetoten bereits die der Verkehrstoten. In Ländern wie Griechenland, Spanien und Italien lag sie sogar vier- bis siebenmal höher. Besonders betroffen sind ältere Menschen (besonders ältere Frauen), Menschen mit chronischen Erkrankungen, sozial Benachteiligte und Stadtbewohner:innen.
Klimawandel verschärft die Gesundheitskrise
Die Zahl der Hitzetoten in der EU ist in den letzten 20 Jahren um 30 % gestiegen, während die Zahl der Verkehrstoten fast halbiert werden konnte. Die Prognosen zeigen: Ohne wirksame Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen könnten bis 2050 jährlich über 120.000 Menschen in Europa an den Folgen extremer Hitze sterben.
„Jeder Verkehrstote ist einer zu viel und es gibt noch viel zu tun, um die Vision Zero zu erreichen. Unser Vergleich zeigt jedoch, dass dies auch für hitzebedingte Todesfälle gilt – und das ist nur die Spitze des Eisbergs der gesundheitlichen Schäden von Hitze. Jedes Zehntelgrad Erderhitzung trägt zu dieser Gesundheitsgefahr bei, sodass effektive Klimamaßnahmen nach wie vor dringend erforderlich und ein persönliches Gesundheitsanliegen für uns alle sind“, sagt Dorothea Baltruks, Leiterin des Centre for Planetary Health Policy.
Johanna Gary von der Diakonie Deutschland ergänzt: „In Hitzephasen tragen ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen, kleine Kinder und Schwangere große gesundheitliche Risiken. Aber auch Menschen mit geringen Einkommen, die in schlecht isolierten Wohnungen leben, oder wohnungslose Menschen, sind diesem Extremwetter stark ausgeliefert. Wir müssen als Gesellschaft mehr tun, um sie zu schützen und das Gesundheits- und Sozialwesen klimaresilient zu machen.“
Jonas Gerke, Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei KLUG erklärt: „Hitze ist die tödlichste Folge der Klimakrise in Europa – doch sie bleibt oft unsichtbar. Am Hitzeaktionstag haben wir gemeinsam mit über 100 Organisationen gezeigt: Es braucht verbindliche Schutzmaßnahmen, eine verlässliche Finanzierung durch Bund und Länder sowie Investitionen in hitzeresiliente Städte und Gebäude. Hitzeschutz ist eine Grundvoraussetzung für zukunftsfähige Städte, ein widerstandsfähiges Gesundheitssystem und echte soziale Gerechtigkeit.“
Die Studie im Detail:
https://cphp-berlin.de/wp-content/uploads/2025/07/CPHP_Think_Piece_01_2025.pdf
Wichtig zu wissen: Die einzelnen Artikel des Gesundheitsblogs des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen werden nicht aktualisiert. Ihre Inhalte stützen sich auf Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Belege, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung verfügbar sind. Gesundheitsinformationen aus dem Internet können eine persönliche ärztliche Beratung nicht ersetzen. Informieren Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin über mögliche Beschwerden. Weiter…