Extreme Hitze belastet vor allem chronisch kranke Menschen. Die CLIMATE-Studie untersucht im Sommer 2025, wer stark gefährdet ist. Drei Monate lang werden Beschwerden an heißen Tagen erfasst. Überprüft wird auch, ob das soziale Umfeld, die psychische Stärke oder das Wissen über Hitzegefahren eine Rolle spielen. Die Studie wird vom Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf durchgeführt. Ziel der Studie ist es, Schutzmaßnahmen für stark gefährdete Patient:innen zu entwickeln.

Was will die CLIMATE-Studie herausfinden?
Der Begriff CLIMATE steht für „Chronical illness-related LIMitations of the Ability to cope with rising Temperatures“ (Chronische krankheitsbedingte Einschränkungen bei der Bewältigung steigender Temperaturen). Große Hitze kann Menschen mit chronischen Krankheiten gesundheitlich stark belasten. Mögliche Beschwerden sind z.B. Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Atemnot, Muskelkrämpfe oder Erbrechen. In extremen Fällen kann Hitze sogar einen Schlaganfall begünstigen. „Durch die Klimaveränderungen nehmen sommerliche Hitzeperioden tendenziell an Intensität und Häufigkeit zu, was vor allem für besonders vulnerable Personengruppen, wie z.B. für chronisch kranke Menschen, mit Risiken für die Gesundheit einhergehen kann. Personen mit chronischen Erkrankungen stehen daher im Fokus unserer Studie“, erklärt Dr. Angelika Mahlknecht, Ärztin für Allgemeinmedizin und Leiterin der CLIMATE-Studie Südtirol. Die Studie will herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen den hitzebedingten Beschwerden und den ergriffenen Schutzmaßnahmen gibt. „Wir untersuchen auch, ob Beschwerden vom sozialen Umfeld einer Person, von ihrer psychischen Widerstandsfähigkeit und ihrem Gesundheitswissen beeinflusst werden können“, fügt Dr. Mahlknecht hinzu.
Warum wird die Studie in Südtirol und Deutschland durchgeführt?
Das Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen arbeitet seit Herbst 2024 eng mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zusammen. Anlass für die Kooperation war die Suche der Hamburger Forschenden nach einem Studienpartner aus einer wärmeren deutschsprachigen Region. „Die Kolleg:innen sind auf uns zugekommen, weil sie auf unsere früheren Forschungs- arbeiten aufmerksam geworden sind“, sagt Dr. Angelika Mahlknecht. Die Zusammenarbeit umfasst alle Phasen der Studie – von der Planung über die Datenerhebung bis zur Auswertung und Veröffentlichung. „Der Austausch in unserem Forschungsteam ist eng und sehr konstruktiv – das motiviert beide Seiten“, freut sich Mahlknecht.
Wer kann an der Studie teilnehmen?
Die Datenerhebung hat Mitte Juni 2025 begonnen. Angestrebt sind 250 Teilnehmer:innen. Bis zum 31. Juli können neue Personen in die Studie aufgenommen werden. Sie müssen mindestens 18 Jahre alt sein und zumindest an einer der folgenden chronischen Erkrankungen leiden:
- Koronare Herzerkrankung, Herzinfarkt
- Chronische Herzinsuffizienz
- Chronische Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern)
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit)
- Schlaganfall, transiente ischämische Attacke
- Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit) Typ 1 oder 2
- Asthma oder chronisch obstruktive Lungenerkrankung
- Chronische Niereninsuffizienz
- Depression, Angststörung oder Schizophrenie
- Polyneuropathie (Erkrankung der Nerven, z.B. an den Beinen)

„Die Teilnahme an der Studie erfolgt über eine von 23 Hausarztpraxen in Südtirol, die an der Erhebung beteiligt sind – darunter Praxen in Bozen, Meran, dem Unterland, dem Pustertal, Gröden und Passeier“, erläutert Dr. Angelika Mahlknecht. Wer Interesse hat, kann sich direkt an seine Hausärztin oder seinen Hausarzt wenden. Ist die jeweilige Praxis Teil des Projekts, erhält man dort ein Informationsblatt mit allen wichtigen Details und einem QR-Code zur Anmeldung. Daraufhin wird den Teilnehmer:innen per Mail ein Link zur Erstbefragung geschickt. Während des Sommers erhalten sie an insgesamt bis zu 12 Tagen eine Einladung zu einer kurzen Folgebefragung.
Welche Ergebnisse werden von der Studie erwartet?
„Wir erwarten, dass alle gefährdeten Personen von gezielten Maßnahmen profitieren können“, sagt Dr. Angelika Mahlknecht. „Gleichzeitig wollen wir anhand unserer Studie verstehen, ob es Unterschiede zwischen Altersgruppen, Geschlechtern oder Erkrankungen gibt.“ Wichtig ist auch die Rolle der Allgemeinmediziner:innen: Sie sind oft die erste Anlaufstelle für Patient:innen und können helfen, das Bewusstsein für Hitzefolgen zu stärken. „Mit den Ergebnissen unserer Studie wollen wir konkrete Empfehlungen entwickeln – und auf diese Weise die Hitzekompetenz der Bevölkerung verbessern“, unterstreicht Dr. Mahlknecht. „Hitze bedeutet eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheit und stellt auch eine Beeinträchtigung der Lebensqualität dar“, bekräftigt Dr. Adolf Engl, Präsident des Instituts für Allgemeinmedizin. Laut Engl soll die Studie dazu beitragen, Eingriffe zur Temperatursenkung im öffentlichen Raum voranzutreiben. „Schatten- spendende Bäume, Entsiegelung, helle Oberflächen, Frischluftschneisen, Dachbegrünung und Wasserstellen – dies sollte bei allen neuen Bautätigkeiten als Kriterium gefordert werden und auch bei bereits bestehenden Baulichkeiten verwirklicht werden“, sagt Dr. Engl und erwähnt in diesem Zusammenhang den kürzlich fertiggestellten Bahnhofsplatz in Brixen, wo diese Maßnahmen zur Temperatursenkung missachtet worden seien. „Die Ergebnisse unserer CLIMATE-Studie könnten für Südtirols Gesundheitspolitik ein Anstoß sein, um einen Hitzeplan nach dem Vorbild mehrerer Länder in Europa zu entwickeln und umzusetzen“, betont Dr. Adolf Engl.
Wichtig zu wissen: Die einzelnen Artikel des Gesundheitsblogs des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen werden nicht aktualisiert. Ihre Inhalte stützen sich auf Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Belege, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung verfügbar sind. Gesundheitsinformationen aus dem Internet können eine persönliche ärztliche Beratung nicht ersetzen. Informieren Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin über mögliche Beschwerden. Weiter…